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AWO und Caritas luden zu gut besuchter Fachveranstaltung ein – Sehr zufrieden zeigten sich Linda Lauer, Therapeutin bei der Suchtberatung des Caritasverbandes, und Peter Winkler, Leiter der Caritas-Erziehungsberatung. Gemeinsam mit Stephan Schreitz, Leiter des Sozialpsychiatrischen Dienstes (SpDi) der Arbeitswohlfahrt, und Annette Pocher-Spark als Ärztin im SpDi hatten sie den 16. Runden Tisch der therapeutischen und sozialen Berufe vorbereitet. Das Thema Autismus stieß dabei auf derart großes Interesse, dass der Franziskus-Saal mehr als gefüllt war. Einige Gäste mussten sogar stehend den Vortrag von Felix Buchhaupt verfolgen.

Der Referent ist tätig am Autismus-Therapieinstitut Langen und verfügt über Lehraufträge am Fachbereich Erziehungswissenschaften der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt. Er verfügt als ehemaliger Mitarbeiter in Institutionen der Behindertenhilfe, in der Eingliederungshilfe für Kinder und Jugendliche sowie in einem Hort für Kinder und Jugendliche mit geistiger Behinderung über langjährige Erfahrungen im Umgang mit autistischen Kindern und Jugendlichen. Durch seinen Vortrag fühlte sich in Miltenberg ein Kreis von Fachleuten angesprochen, die bisher nicht beim Runden Tisch gesehen wurden, was die Veranstalter besonders freute.

Buchhaupt führte aus, dass vor Vollendung des dritten Lebensjahres die autistische Störung auftritt. Dabei betrifft es in vier Fünftel der Fälle Jungs, lediglich 20 % der Betroffenen sind weiblich. Bei Zwillingen sind in 90 % der Fälle beide Kinder von Autismus betroffen, wodurch der genetische Faktor als wesentlich angesehen werden kann. Insgesamt ist aber von einer Wechselwirkung aus Anlage und Umwelt auszugehen, die zu Autismus führt.

Dieser zeigt sich durch Schwierigkeiten im Sprachverständnis. Witze oder Ironie können nicht verstanden werden. Ebenso werden ambivalente Gefühle nicht wahrgenommen und verstanden. Auch Gefühle beim Gegenüber, bei anderen Menschen werden falsch oder gar nicht eingeschätzt, was zu Reaktionen führt, die für die Mitmenschen seltsam erscheinen und z.B. als Mangel an Empathie wahrgenommen werden. Situationen werden missverstanden, ebenso die Absichten anderer Menschen. Leicht tritt eine Reizüberflutung ein, es kommt zu Ablenkbarkeit, Unruhe und Spannungen.Auch die Sprachentwicklung ist oft gestört, was allerdings nicht bei Asperger-Autisten vorkommt, die auch über keine intellektuellen Defizite verfügen, wie dies bei anderen Formen des Autismus möglich ist.

Lösungen oder Besserungen können sich ergeben, wenn versucht wird, zu verstehen, wozu das auffällige Verhalten dient, es also als Lösungsversuch zu betrachten. Spezialinteressen, in denen Autisten besondere Fähigkeiten aufweisen können, sollten akzeptiert und nach Möglichkeit eingebaut werden, d.h. dem Betroffenen entsprechende Aufgaben zugewiesen werden. Wenn die Art der besonderen Wahrnehmung erfasst werden kann, dann können auch gezielte Angebote unterbreitet und die Umgebung angepasst werden.

Felix Buchhaupt präsentierte einen engagierten und von Fachkenntnis geprägten Vortrag aus der Praxis für die Praxis. Die Veranstalter – AWO und Caritas – sahen sich bestätigt, auch 2018 mit ihrem Runden Tisch weiterzumachen und damit die Information und den Gedankenaustausch der therapeutischen und sozialen Fachleute im Kreis Miltenberg voranzubringen.

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